Es ist der vorläufige Höhepunkt jeder Fluchtgeschichte, die mit Asyl in Deutschland enden soll: Die Anhörung durch den Entscheider oder die Entscheiderin im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Antragsteller und Entscheider sitzen sich nur ein einziges Mal gegenüber. Wer um Asyl bittet, muss hier glaubhaft machen, in seiner Heimat verfolgt worden zu sein. Der Ausgang entscheidet über die Chance auf ein neues Leben in Deutschland oder die Rückkehr in Krieg, Verfolgung oder hoffnungslose Armut. Die Mitarbeiter des BAMF haben für diese Entscheidung das Gesetz, ihren Verstand und den ihnen zugestandenen Entscheidungsspielraum.

Es muss auf jeden Fall eine Auswahl geben, wer den Schutz tatsächlich „verdient“, findet Dan-Marvin Frosting, einer der jüngsten Entscheider Deutschlands. Aber nicht jede Verfolgungsgeschichte passt in ein schwarz-weiß-Raster. Man bewege sich zum Teil „auf dünnem Eis“ sagt sein Kollege in der Bingener Außenstelle des BAMF, Michael Schwieger.

Die Hamburger Entscheiderin Sybille Thomsen ist ein alter Hase. Seit über 20 Jahren folgt sie den immer komplizierter werdenden Gesetzen. Persönliche Sympathien für die Antragsteller spielen für die empathische Frau bei ihrer Entscheidung keine Rolle. Sonst wäre man bei der Willkür. Der Zuschauer erfährt den Entscheidungsprozess von der Anhörung bis zum Bescheid und lernt dabei auch die Menschen kennen, deren Lebensweichen neu gestellt werden. Ein Film der große Politik auf den Einzelfall herunterbricht. Über Zwänge, Nachdenklichkeit und Moral und die unmögliche Aufgabe, immer das Richtige zu tun.

Regie: Sandra Budesheim, Sabine Zimmer
Buch: Sandra Budesheim, Sabine Zimmer
Kamera: Marcus Winterbauer
Schnitt: Julia Wiedwald
Musik: Christoph Schauer
Produktionsleitung: Brigit Mulders
Produktion: Andrea Ufer, Hanfgarn & Ufer
Redaktion: Diana Kraus, ZDF – Das kleine Fernsehspiel; Kathrin Brinkmann, ZDF/ARTE Thema
Förderer: Nordmedia

DOKfest München, 2017
Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern, 2017
Nominiert, PRIX EUROPA Kategorie IRIS, 2017