Berlin-Neukölln
Deutschland | 2002 | Dokumentarfilm | 89 min | DVCPro50 16:9
Mit 300.000 Einwohnern ist der Berliner Stadtteil Neukölln nicht nur eine der größten „Städte“ Deutschlands, er ist auch das größte Arbeits- und Sozialamt der Republik. Außer der deutschen Stamm-Bevölkerung des traditionellen Arbeiterbezirks gibt es einen hohen Anteil ausländischer Bewohner. Neukölln gilt als Problembezirk und daher als wenig lebenswert. Die Bewohner Neuköllns, die Bernhard Sallmann begleitet hat, leben dennoch gerne hier. Sallmanns unspektakuläre „Helden“ eröffnen durch ihren Blick, ihre Erinnerungen und ihre Lebenspraxis ein Bild des Zusammenlebens in Neukölln, das den spektakulären Schlagzeilen widerspricht. Dabei nimmt er die Bewegungsformen und Rhythmen des Bezirks filmisch auf und schafft so auch eine formal komplexe „Kiez-Mythologie“ mit Höhen- und Tiefenschichten.
Neukölln erinnert mitunter an Brooklyn, jenen scheinbar trostlosen, riesigen Bezirk, der im Schatten der glitzernden, hochtreibenden Blüten Manhattans sein eher unbeachtetes Dasein fristet. Doch in kultureller Hinsicht wirkt der Schattenbezirk Brooklyn wie ein geheimes Antriebsrad des prominenteren Bruders, ein nährstoffreiches Reservoir, in das die Glitzerwelt ihre Wurzeln geschlagen hat, denn im Humus der Subkultur gedeihen die Protagonisten, die die Stadt in Bewegung halten. Eine Neugier, diesen geheimen Nahrungsketten innerhalb großer Metropolen auf die Spur zu kommen, ist in Bernhard Sallmanns Berlin-Neukölln spürbar. Sein Film vermischt sowohl individuelle als auch formalisierte Herangehensweisen und wirkt in seiner Betrachtungsweise gleichermaßen künstlerisch wie ethnologisch intendiert.
Regie: Bernhard Sallmann
Buch: Bernhard Sallmann
Kamera: Susanne Schüle
Schnitt: Ulrich Sackenreuter
Ton: Klaus Barm
Redaktion: Burkhard Althoff
Produktion: Gunter Hanfgarn
Koproduktion: ZDF Das kleine Fernsehspiel
Sender: ZDF
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