ER + ich Fried
ein Film von Klaus Fried
Deutschland / Österreich | Dokumentarfilm | 100 min
Es ist eine seltsame Sache, seinen Vater mit einer Generation junger Deutscher zu teilen, die ihren eigenen nicht trauen konnte. Für uns war er nur ‚Papa‘, aber unaufhörlich strömte eine Karawane von ‚BesucherInnen‘ zu ihm – wie zu einem Guru. Wir hatten Idealisten, die im Arbeitszimmer über Politik sprachen, Terroristen, die in der Küche Entführungen planten, und ein ständiges Lager von Kiffern, die Teile des Hauses, den Schuppen und den Garten „befreiten“. Der Mossad überwachte alles von der Straße aus und eine Spezialeinheit der englischen Polizei hörte das Telefon ab. Es war ein merkwürdiger Spielplatz der Interessen, auf dem wir aufwuchsen. Und im Mittelpunkt stand mein Vater – ein begnadeter Spielzeugmacher und Insektenretter. Ein rundbäuchiger Buddha, der mit seinen Fettfingern alles reparieren konnte. Ein Messie, der die Müllcontainer nach ausrangierten Dingen durchsuchte, die er dann reparierte und irgendwo im Haus unterbrachte. Im Grunde waren es alles Dinge wie er, die von ihrem angestammten Platz verdrängt worden waren. Ich war noch ein Teenager, als mein Vater starb, aber seither habe ich die Puzzleteile seines Lebens gesammelt und versucht, sie zusammen zu fügen. Ich will wissen, was für ein Porträt sie ergeben könnten. Es ist eine Sammlung haarsträubender Geschichten und humorvoller Anekdoten – ein absurdes Leben, aber überraschend nachvollziehbar. Er hat vielleicht nicht lange genug gelebt, um die unzähligen Fragen zu beantworten, die ich nicht mehr stellen konnte, aber er hat mir in seiner Poesie und den vielen Freunden und Anhängern, die er hinterließ, viele Hinweise gegeben.
Regie: Klaus Fried
Buch: Klaus Fried
Kamera: Ralf Ilgenfritz
Ton: Matthias Kreitschmann
Schnitt: Philip Mayer, Julia Albrecht
Dramaturgische Beratung: Kerstin Stutterheim
Produzenten: Gunter Hanfgarn, Ralph Wieser
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