Der Jungfrauenwahn
Ein Film von Güner Yasemin Balci
Deutschland | 2015 | Dokumentarfilm | 90 min
Was bedeutet es, muslimisch zu sein und in einer freien Gesellschaft zu leben? Wie verträgt sich die Herkunftskultur der Eltern mit den eigenen Wünschen? Welchen Stellenwert hat das Gebot der Jungfräulichkeit für junge Menschen aus Einwandererfamilien? In ihrem subjektiv erzählten Film bekommt die Journalistin und Filmemacherin Güner Yasemin Balci sehr persönliche Antworten auf diese Fragen. Balci ist als Tochter türkischer Einwanderer in Berlin-Neukölln aufgewachsen. Es hat sie schon früh beschäftigt, warum es immer wieder ihre muslimischen Nachbarn sind, die ihren Kindern das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben verwehren. Und: Welchen Preis die junge Generation zahlen muss, um frei zu sein.
Der Psychologe Ahmad Mansour, die Anwältin und Frauenrechtlerin Seyran Ateş, die Femenaktivistin Zana Ramadani und die junge Studentin Arife Yalniz sind die Protagonisten des Films. Sie alle mussten kämpfen, um selbstbestimmt leben zu können, mussten mit ihren Familien und Freunden brechen, weil sie sich nicht an Moralvorstellungen halten wollten, die Sexualität unter Strafe stellen und noch heute in vielen Moscheen so gepredigt werden, wie vor 900 Jahren, als der muslimische Philosoph Al-Ghazali sein „Buch der Ehe“ schrieb. Sie alle arbeiten daran, die Gesellschaft aufzuklären und zu verändern. Ihr Anliegen ist persönlich und politisch zugleich.
Vieles von dem, was heute vor allem als Problem von muslimischen Migranten verhandelt wird, wie die Unterdrückung von Frauen, überhöhter Machismo und Gewaltbereitschaft bei Männern, Zwangsehen und Gewalt im Namen der Ehre, hat seinen Ursprung beim zentralen Thema der gesamten muslimischen Welt: Die Verteufelung der weiblichen Sexualität. „Wenn der Jungfrauenwahn ein Ende hätte“, sagt Protagonistin Seyran Ateş, „dann wäre der Wahnsinn vorbei.“
Regie: Güner Yasemin Balci
Buch: Güner Yasemin Balci
Mit: Seyran Ateş, Ahmad Mansour, Zana Ramadani, Arife Yalniz
Kamera: Yoliswa von Dallwitz, Susanna Salonen
Schnitt: Lena Rem
Musik: Martina Eisenreich
Redaktion: Burkhard Althoff (ZDF/Das kleine Fernsehspiel), Kathrin Brinkmann (ZDF/ARTE THEMA)
Produktionsleitung: Brigit Mulders
Produktion: Andrea Ufer
Förderer: Nordmedia
Juliane-Bartel-Preis, 2016
Bayerischer Fernsehpreis, 2016
Nominiert, PRIX EUROPA, 2016
Nominiert, CIVIS Medienpreis für Integration, 2017
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