Kennzeichen Kohl
Deutschland | 2009 | Dokumentarfilm | 87 min | Digibeta 16:9
Helmut Kohl ist ein großer Mann. Helmut Kohl hat viel geleistet für die Bundesrepublik. Helmut Kohl hat Deutschland die Einheit gebracht. Was aber hat die Einheit Helmut Kohl gebracht? In Deutschland gibt es eine Reihe von Männern, die diesen Namen tragen. Zum Beispiel in Wolfen: Helmut Kohl hat alles von damals verloren, aber es hätte auch noch schlimmer kommen können. Der DDR-Rentner nimmt Abschied von seiner alten Heimat. Oder in Crimmitschau: Für Helmut Kohl ist es seit der Wende nicht schlecht, aber früher war alles besser. Der Gastwirt hat zwar das System gewechselt, die Haltung aber nicht. Helmut Kohl in Lorscheid meint: Alles ist OK in Deutschland, aber eigentlich könnte alles besser sein. Der fleißige Westler fühlt sich um die Früchte seiner Arbeit betrogen. Anders der Duisburger Helmut Kohl: Im Leben hat er alles gemeistert, nur im anderen Deutschland lief zuletzt was schief. Der Architekt, rechtschaffen, edel und gut, verliert im Osten sein Gesicht. Und dann nach Heidelberg: Noch findet Helmut Kohl alles gut, aber bald wird es schlimm enden mit Deutschland. Der deutscher Pole sieht Jugend und Ausländer sein geliebtes Vaterland ruinieren.
Der Fotograf und Filmemacher Burkhard von Harder kommt über die Biographie Ich wollte Deutschlands Einheit, von Helmut Kohl auf die Idee, für ein Buch Namensvetter von Helmut Kohl zu suchen und zu fotografieren. Er findet um die 100 und verschickt Einwegkameras, mit der Bitte sich selbst aufzunehmen. Mit 16 Protagonisten nimmt er schließlich engeren Kontakt auf. Er lädt den Regisseur Jean Boué ein, gemeinsam auf dieser Basis ein Konzept für einen Film zu entwickeln, der quer durch Deutschland führt, irgendwo zwischen blühenden Landschaften und verlustig gegangenen Visionen. Sechs der Männer, im Alter zwischen 36 und 85, werden im Film portraitiert. In Interviews und anhand von Gegenständen und Orten werden sie zu ihrem Schicksal seit 1989 befragt. Wie die Wende ihr Leben verändert hat, wie es ihrer Familie ergangen ist, wie sehen die Ostler den Westen und umgekehrt.
Regie: Jean Boué
Assistenz: Antje Boehmert
Buch: Jean Boué
Kamera: Uli Fischer
Schnitt: Thomas Wellmann
Musik: Eike Hosenfeld, Moritz Denis, Tim Stanzel
Ton: Timo Selengia
Redaktion: Beate Schönfeldt, Rolf Bergmann
Produktionsleitung: Gunter Hanfgarn, Antje Boehmert
Produktion: Gunter Hanfgarn
Sender: MDR, RBB
Förderer: Medienboard Berlin-Brandenburg
DOK Leipzig, 2009
Achtung Berlin, 2010
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