Bruder Schwester
ein Film von Maria Mohr
Deutschland | 2010 | Dokumentarfilm | 90 min | Digibeta 16:9
Ingrid Mohr, während des Zweiten Weltkriegs 1941 geboren, tritt mit 19 Jahren dem Orden der „Schwestern vom Armen Kinde Jesu“. Als junge Ordensfrau lebt, studiert, arbeitet Schwester Ingrid 16 Jahre lang in Spanien. Dort trifft sie auf die Schriften des Ordensbruders Rafael Arnáiz Barón, die sie nachhaltig beeindrucken. Dieser wurde 1911 in Burgos geboren und starb bereits mit 27 Jahren in der Trappistenabtei San Isidro de Dueñas. Papst Johannes Paul II sprach ihn 1992 selig, und in 2009 folgte die Heiligsprechung durch Benedikt XVI.
Meine Tante, Schwester Ingrid, ist die deutsche Übersetzerin der gesammelten Schriften des spanischen Ordensbruders. Was mit privater Begeisterung begann, hat in eine Öffentlichkeit geführt, in der sich eine Ordensfrau selten bewegt. Wenn sie im Radio, in Diavorträgen oder vor kleinem Kreis von Bruder Rafael erzählt, leuchten ihre Augen und es klingt, als hätte sie ihn persönlich gekannt. Es vergeht kein Tag, an dem Ingrid „ihren“ Rafael nicht erwähnt. Er ist ihr „Begleiter“ privat und in ihrer Tätigkeit als Seelsorgerin.
Wer war dieser Mann, den Ingrid weder unmittelbar sehen oder berühren konnte – außer in Form einer Rippenreliquie auf ihrem Nachttisch? Ein Portrait Ingrids lässt sich nicht zeichnen, ohne ihre Beziehung zu Rafael zu betrachten. Rafael ist die Schlüsselfigur, über die sich viel über Ingrids Beziehung zu Welt und Menschen begreifen lässt. Die Liebe zu einem Seligen oder Heiligen ist so unangreifbar und unbegreifbar wie die Liebe zu Gott, Gottesmutter oder Gottessohn. Bruder Schwester wagt eine Annäherung an die Beziehungen zwischen „himmlischen“ und „irdischen“ Liebesarten. Ein Portrait Schwester Ingrids zwischen Spanien und Deutschland. Auf den Spuren des (inzwischen) heiligen Rafaels und dessen Eros. Über Mögliches und Mystisches.
Buch + Regie: Maria Mohr
Kamera: Johanna Aust, Anne Misselwitz, Maria Mohr
Schnitt: Maria Mohr, Gesa Marten
Musik: Giacinto Scelsi
Ton: Markus Ruff
Redaktion: Udo Bremer
Produktionsleitung: Gunter Hanfgarn
Produktion: Gunter Hanfgarn
Koproduktion: Maria Mohr
Sender: 3sat
Förderer: Filmstiftung Nordrhein-Westfalen, BKM, FFA
Doc Alliance-Teilnehmer
DOK Leipzig, 2010
Weitere Festivals: Kopenhagen, Warschau, Nyon, Jihlava, Lissabon, Marseille, Bratislava
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